Gemeinsam
Liebe SIDizens,
es ist eigentlich allen klar: Wir müssen ran an unsere Infrastruktur. Es geht um Strom, Wasser, Daten, Gebäude und Mobilität. Alle sind sich einig: Es gibt wirklich viel zu tun. Aber bitte doch nicht genau hier!
Kürzlich erst wurde der Neubau der Bahnstrecke Hamburg Hannover weitestgehend abmoderiert, Glasfaser ist meistens noch nicht da, fast keine Windräder in Bayern, Netzausbau viel zu langsam, die Stammstrecke in München wird noch dauern und so weiter…
Ein Kollege aus meiner „Solarzeit“ (Danke, lieber Gunther!) hat mich auf eine sehr sehenswerte NDR Doku “Volt statt Weizen” hingewiesen. Es geht um Genehmigungsverfahren für große Solarparks. Und im ersten Moment erschließt sich mir nicht, warum ein Dorf besser von einer Monokultur Futtermais als von einem Solarpark umgeben sein sollte. Aber es formiert sich lokaler Widerstand, und es wird kompliziert.
Ähnlich ist es im „Quartiersbeirat Karolinenviertel“. Das Karolinenviertel liegt in der Hamburger Innenstadt und grenzt u.a. an das Heiligengeistfeld und das Messegelände. Die Anwohner sind genervt von den vielen Veranstaltungen in ihrer Hood und vor allem von „meinem“ OMR Festival. Zu viele Leute, zu laut und öffentliche Infrastruktur wird privat in Anspruch genommen.
Und was hat das jetzt bitte miteinander zu tun? „Große Pläne“ treffen in der lokalen Wirklichkeit auf Gegendruck. Zunächst greift bei mir der Reflex die Widerstände in Ortsbeiräten, Ausschüssen oder Stadträten als NIMBYsm abzutun. Da gehen doch die Querulanten, Gelangweilten und Selbstdarsteller hin. Auf den zweiten Blick aber sehe ich Menschen, die sich aktiv am Gemeinwesen beteiligen und ihre Zeit und Kraft für ihr Zuhause einsetzen. Ihnen gebührt Respekt.
Die Anwohner haben den Eindruck, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Sie finden, dass Sie nicht angemessen oder überhaupt von der entstehenden Wertschöpfung profitieren. Sie wollen frühzeitig informiert werden und mitentscheiden. Es geht um Teilhabe. Die Lösung liegt darin, sich Zeit zu nehmen, zu reden und nach Lösungen zu suchen, um Lösungen zu streiten.
Und hier ist auch die Brücke nach Brühl: Wenn gemeinsame Wege gefunden werden, sind auch stabile, langfristige Lösungen erreichbar. In der Solarpark-Doku zeigt sich: Eine große Mehrheit ist für die großen Solarparks. Vielleicht mit ein wenig mehr Abstand zum Dorf, vielleicht mit einem Angebot günstigen lokalen Strom zu beziehen, vielleicht mit einem Anteil des Parks in einer Bürgergenossenschaft. Ganz sicher mit mehr Teilhabe in der Planung und mehr Chancen auf Partizipation an der Wertschöpfung.
Und dann klappt es auch mit dem Umbau der Infrastruktur.
Gibt es sonst was Neues?
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