SIDweekly #047 – LEGO bauen

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S!Dweekly #047

Steigerungslauf


Liebe S!Dizens,

man muss sich das manchmal bewusst machen: Wir sind gerade dabei, die Infrastruktur des Planeten umzubauen. Die Menschheit hat es schon ein paar Mal geschafft, die Hauptenergiequelle zu wechseln, das gibt schon mal Hoffnung. Nur leider neigen derart große Projekte auch dazu, in Sachen Zeit und Kosten völlig aus dem Ruder zu laufen. Und gerade die Zeit drängt sehr.

Im Weekly 043 habe ich das Buch „How Big Things get done“ empfohlen. Der dänische Professor Bent Flyvbjerg erforscht alle möglichen Typen von Großprojekten. Seine Erkenntnis ist, dass große Projekte auch große Probleme machen und selten den erwarteten Nutzen stiften. Für das Scheitern gibt es eine Reihe von Gründen. Für mich sticht ein Faktor heraus: Der Wunsch, etwas komplett Einzigartiges, Nie-Dagewesenes und sehr, sehr Großes zu schaffen. Die allerschlechtesten Ergebnisse haben Atomkraftwerke, Olympische Spiele und Atommüll-Läger.
Aber es gibt auch Projekte, die schneller, günstiger und besser werden als geplant. Dazu gehört das Empire State Building in New York. Der Grund liegt in einer langsamen, aber detaillierten, umsichtigen Planung und in einer schnellen, modularen Umsetzung. Modular? Ja, genau. Es wurde nicht ein 102-stöckiges Hochhaus, sondern 102 mal ein Stockwerk gebaut. So entstand eine positive Lernkurve und der Bau wurde im Verlauf immer schneller und effizienter.

Und an dem Punkt setzt mein Optimismus ein: Die wesentlichen Lösungsbausteine zum Umbau unserer Infrastruktur haben alle modulare Eigenschaften. Das gilt für Verteilnetze, Ladestationen, Batterien, Windkraft, Solaranlagen und Wärmepumpen. Voilà, das sind unsere Legosteine. Wir werden schneller, günstiger und effizienter, während wir unterwegs sind.

Das hat auch Professor Flyvbjerg mit seinem Team herausgefunden. Unter 25 Projekttypen schneiden drei mit modularer Eigenschaft besonders gut ab: Windkraft, Energienetze und Solar.

Und was ist sonst noch los da draußen?

Warnhinweis der Woche

Der Umbau unseres Energiesystems verschiebt jede Menge Geld und Macht. Gerade die fossilen Energieträger sind gleichermaßen erfahren und kapitalstark, wenn es darum geht, ihre Macht zu verteidigen. Siehe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Das relevanteste Beispiel dafür ist „Zukunft Gas“. Lobby Control hat sich lesenswert damit auseinandergesetzt.
tl,dr:  Heizen mit Wasserstoff ist keine Lösung, “H2-ready” somit bullshit, versehentlich Mitglied bei “Zukunft Gas”? Raus da!
 
https://www.lobbycontrol.de/lobbyismus-und-klima/gaslobby-wie-zukunft-gas-die-stadtwerke-einspannt-109387/
https://350.org/de/press-release/nach-kritik-austrittswelle-beim-lobbyverband-zukunft-gas/

 

Stadtwerk der Woche: Haßfurth

Was ist eigentlich bei unserem S!D Vorzeige-Stadtwerk Haßfurth los? So einiges, denn dort werden nach dem Aufbau von erneuerbarer Stromproduktion nun gerade die Verteilnetze aufgeschlaut. Der erste Schritt ist herauszufinden, was eigentlich genau dort passiert. Konkret werden Messgeräte in die Niederspannungstrafos eingebaut, um Echtzeitdaten über die Betriebszustände zu erzeugen. Modularität at work!
 
https://www.pv-magazine.de/2023/06/22/smarter-wandlerzaehler-im-niederspannungstrafo-geben-echtzeit-netzzustaende-bekannt/

 

Kommunen der Woche

Die Wärmewende ist gegenüber der Energiewende der schwierigere Job, da noch mehr gebaute Infrastruktur gebraucht wird. Ein erster Schritt ist die Erfassung des Zustands, eine Zielsetzung und die Identifikation von Maßnahmen. Die kommunale Wärmeplanung ist für viele Kommunen ein Angstgegner, es sei denn, man legt einfach mal los. Schaut nach Bonndorf, den Landkreis Lörrach oder Offenburg, das macht Mut!
 
https://taz.de/Kommunale-Waermeplanung/!5938587/
 

Wärmepumpe der Woche

Bei Wärmepumpen denken wir meist an kleine, dezentrale Einheiten für den Hausgebrauch. Es gibt aber auch Großwärmepumpen, die in der Lage sind, Nah- oder Fernwärmenetze zu betreiben. Mit Energie aus dem Rhein will „RheinEnergie“  in Köln 30.000 Wohneinheiten versorgen. Die Inbetriebnahme soll bereits in vier Jahren sein. Jetzt darf nur der Rhein nicht trockenfallen.
 
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/energie-koeln-rheinenergie-plant-rheinwasser-waermepumpe-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230616-99-77220

Projekt der Woche

Genau wie die Kölner setzt auch Pfalzsolar auf Wasser und will mit dem Bau des größten deutschen schwimmenden Solarparks auf der “Cottbuser Ostsee” beginnen. Ein ehemaliger Tagebau nahe Cottbus wird bereits seit einiger Zeit nach und nach mit Spreewasser geflutet und schafft Fläche, ein dickes Stromkabel liegt da auch sicher noch rum und damit ist alles da, was gebraucht wird. Schon Ende 2024 soll Strom fließen.
 
https://www.zfk.de/energie/strom/pfalzsolar-baut-groesste-floating-pv-deutschlands

 

Zahl der Woche: 81.387

Modularität in Aktion, der Solarmarkt hat ein starkes Jahr. 81.387 PV Anlagen wurden nämlich im Mai 2023 neu angemeldet. Das sind netto 1.040 MWp mehr Solarenergie. Vor allem kleine und sehr große Anlagen erleben massive Nachfrage. Insgesamt haben wir in Deutschland mehr als 3 Millionen Solaranlagen am Netz. Die Zahlen der Bundesnetzagentur hat EWS freundlicherweise zusammengefasst (Handewitt nicht Schönau).

https://www.pv.de/news/photovoltaik-zubau-im-mai-2023-ein-gigawatt-marke-geknackt/
 

Gehversuche der Woche

Der Verkehrsminister tut sich nicht leicht mit der Verkehrswende und verbietet weiterhin Kommunen, sich für naheliegende Maßnahmen zu entscheiden. Eine Richtgeschwindigkeit von Tempo 30 in Städten ermöglicht weiterhin Tempo 50 auf ausgewählten Durchgangsstraßen. Immerhin sind ein paar Legosteinchen für die kommunale Verkehrswende dazugekommen.
 
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/strassenverkehrsrecht-reform-100.html
 


Quelle Katja Berlin,
https://www.linkedin.com/posts/katja-berlin-5a613b40_wenn-autos-so-viel-freiheit-bedeuten-weshalb-activity-7077702765589712896--faG/
 

Podcast der Woche

Michael Liebreich ist kein einfacher Podcast-Host, weil er sich selbst schon sehr, sehr geil findet. Aber man muss ihm lassen, dass er Zugang zur Creme de la Creme der globalen Energiewirtschaft hat und einer Vielfalt von Stimmen Raum gibt. Aktuell zum Beispiel Tzeporah Berman ist eine beeindruckende Aktivistin, die viel bewegt hat, dabei auch die Aufmerksamkeit der dunklen Seite der Macht auf sich gezogen hat.
 
https://www.cleaningup.live/ep131-tzeporah-berman-canadas-controversial-queen-of-green/

 

Ich kaufe ein “O” und möchte lösen: LEGO.


Bis in zwei Wochen,
Euer Eike

 

Eike kann eigentlich fast alles, aber leider nur ein bisschen. Deswegen freut er sich immens, mit vielen anderen tollen Menschen zusammen coole Dinge auf den Weg zu bringen

#ohneeuchistdoof

eike@sid.earth

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