Liebe S!Dizens,
Ende Juli hatte ich zuletzt über meine Reise zum Prosumer berichtet. Um was ging es nochmal? Genau, wir möchten unsere Haustechnik „retrofitten“, sprich die bestehenden Komponenten um eine Batterie, Smartmeter, Wallbox und eine clevere Steuerung ergänzen. Tatsächlich stellte es sich als gar nicht so einfach raus, Anbieter dafür zu finden.
Immerhin zwei waren es dann doch: Ad Fontes, als Vertreterin der Variante „lokales Handwerk“ sowie 1komma5, die trotz des international eher sperrigen Namens Ambitionen haben, eine globale Marke werden zu wollen. Beide haben sich inzwischen vor Ort ein Bild von der Lage gemacht und ihre Angebote angepasst. Ich kann euch berichten: Die Besuche waren in beiden Fällen eine sehr gute Erfahrung. Ad Fontes und 1komma5 waren mit nicht nur sympathischen, sondern auch sehr kompetenten Kollegen vor Ort. Bei mir bleibt der Eindruck: Mit diesem Personal wird die Energiewende gelingen.
Technisch und preislich haben sich die Angebote angenähert – was wiederum Vertrauen gibt, dass beide wissen, was sie tun. Jeweils wurden Batterien in zwei Varianten angeboten: 10 kWh und 15 kWh. Ich muss mich wunschgemäß um wenig kümmern. Lediglich ein dynamischer Tarif ist nicht Teil des Pakets, sondern muss zusätzlich geordert werden. Während die Preise im ersten Aufschlag weit voneinander entfernt lagen, sind sie jetzt nur noch einige Prozentpunkte auseinander. Auch nicht unwichtig: Beide Anbieter scheinen auch in der Lage zu sein, wunschgemäß bis Januar mit der Umsetzung fertig zu werden.
Einen Unterschied gibt es in der Darlegung der Angebote – ein aufwendiger Verkaufsprospekt auf der einen, klassische Komponenten- und Montageauflistung auf der anderen Seite. Dazu habe ich um eine Wirtschaftlichkeitsrechnung gebeten. Das scheint überraschend schwierig zu sein. Neben den naheliegenden Gründen – zukünftige Strompreise und -verbräuche antizipieren, ein fließender regulativer Rahmen – sind die einschlägigen Tools offenbar einschränkend.
1komma5 muss seinem Tool vorgaukeln, dass wir auch eine Solaranlage kaufen, sonst funktioniert es nicht. Aber immerhin: Unter der konservativen Annahme, dass die Strompreise nicht steigen, keine Netz-Arbitrage möglich ist und die Autobatterie nur als Verbraucher genutzt werden kann (kein Vehicle to grid), sollte sich die Investition innerhalb von 8-9 Jahren amortisieren.
Auf ein ähnliches Ergebnis kommt auch ad fontes, wenn auch auf einem anderen Weg. Die Kollegen haben die einzelnen Komponenten betrachtet: Batterie zahlt in den steigenden Eigenverbrauch ein, der SmartMeter refinanziert sich über den dynamischen Tarif und die Wallbox über vermiedene Ladevorgänge an öffentlichen Säulen. In Summe ebenfalls etwas unter 10 Jahre Amortisationszeit. Das ist viel, viel besser als in der Verbrennerwelt, wo es gar keine Amortisationsbetrachtung geben konnte.
Bleibt die Frage, mit wem wir denn jetzt arbeiten sollen, da es kein klares Preissignal in die eine oder andere Richtung gibt und die technischen Unterschiede gering sind?
Für ad fontes spricht, dass sie eine individuelle Lösung gestaltet haben, eine enge persönliche Betreuung versprechen und mir das Gefühl geben, dass sie immer wieder vorbeikommen, wenn etwas sein sollte. Auf diesem Weg würden wir eine geringe Abhängigkeit vom Anbieter und von einzelnen Komponetenherstellern „einbauen“. Bei der Wahl des Anbieters eines dynamischen Tarifs wären wir völlig frei, müssten uns aber auch entsprechend kümmern. Ebenfalls ein Argument: Ich finde es sympathisch, mit einem lokalen mittelständischen Unternehmen zu arbeiten.
1komma5 bietet eine einheitliche, standardisierte Lösung und man kann auf fortlaufende Produktentwicklung und -optimierung bauen, das finde ich vor allem bei der Software relevant. Tatsächlich bin ich ziemlich neugierig, was die “Heartbeat” AI tatsächlich kann. Wobei sie leider nur mit dem hauseigenen Tarif optimal funktioniert. Falls 1komma5 es nicht schaffen sollte, wird sich aber aufgrund des großen Kundenstamms sicher ein Marktbegleiter dafür interessieren, eine Lösung zu bauen.
Da stehen wir, ein geschlossenes oder ein offenes System, Marke oder Handwerk. Kommende Woche möchten wir eine Entscheidung treffen – ich freue mich über konstruktives Feedback.
Liebe Grüße und bis bald,
Euer Eike