Liebe S!Dizens,
wir starten heute eine kleine Serie von vier bis fünf ganz unterschiedlichen, sehr bunten weekly Take-overs. Damit wollen wir S!Dizens mit den unterschiedlichsten Perspektiven, Kenntnissen und Meinungen Raum und Reichweite geben. Den Anfang macht Andreas Benz, Geschäftsführer bei der Quantum GmbH. Andreas vertritt die Ansicht, dass die realen Kosten der Windkraft viel höher sind als gemeinhin gedacht und hat einen aus lokaler Sicht durchaus kontroversen Lösungsvorschlag. Auf geht’s!
Ihr habt sicher schon mitbekommen, dass die erneuerbare Energie in Zukunft so gut wie nichts mehr kosten wird. Klar, Wind und Sonne sind einfach da und stellen keine Rechnung. Damit wäre die Frage nach der Null-Grenzkosten-Energiewirtschaft doch einfach beantwortet 😊
Warte mal, gebaut werden müssen die Anlagen dann doch und noch dann kommt immer das leidige Thema Netzanschluss dazu. Und dann war da nicht noch etwas von wegen Pacht für die Grundstücke? Sollte uns das Sorgen machen? Schließlich mussten die klassischen konventionellen Großkraftwerke doch auch gebaut werden und so ein Wind- oder PV-Parkt ist dann doch deutlich günstiger, oder…..🤔
Aber werfen wir mal einen Blick auf die genauen Zahlen. Zum Beispiel für eine Windkraftanlage mit 6,6 MW Leistung, der momentane Klassiker im Onshore und Küstenbereich. Mit Netzanschluss liegen die Errichtungskosten bei ca. 13,5 Mio. € und erzeugen ca. 21 GWh/a. Bei einer durchschnittlichen Abschreibungsdauer über alle Komponenten landen wir dann bei ca. 40 €/MWh für die Investition, das klingt doch schonmal gut. Natürlich kommen die jährlichen Wartungskosten noch obendrauf (ca. 22 €/MWh).
Aber war da nicht so was wie Pacht und Eigenkapitalrendite für die Investition? Und Jetzt wird’s schon unangenehmer….den beide Punkte sind in den letzten Jahren merklich angestiegen. Gerade bei der Pacht sind die Preise explodiert.
Wenn man glaubt, der teuerste Grund und Boden wäre in den Innenstädten der Ballungsräume zu finden, der irrt leider. Was schätzt ihr, wie hoch ist die Pacht für eine Fläche von 20m x 20m im Wald auf dem Taunuskamm? 450.000 €/a! Irre, dass sind 1.125 €/m²! (Windkraft: Dieser Preistreiber gefährdet das Versprechen vom billigen Öko-Strom - WELT)
Und das ist leider kein Einzelfall. An der Küste werden zum Teil 30% der Umsatzerlöse als Pachtzahlung den Grundstückseigentümern angeboten, was dann zu noch höheren Pachtzahlung führt. Inklusive der aktuellen Renditeerwartung von 4% bis 8% (keiner baut eine Windkraftanlage ohne damit auch Geld verdienen zu wollen) sind wir dann bei Strompreisen von 120 – 160 €/MWh. Das macht dann überhaupt keinen Spaß mehr und gefährdet auch die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung 😟
Aus meiner Sicht läuft da auch politisch etwas falsch. Vielfach ist es die so genannte öffentliche Hand, die von den überzogenen Pachtzahlungen profitiert. Ein ähnliches Problem gab es in der Vergangenheit mit der Versteigerung der Mobilfunklizenzen. Der Staat hat sich bei der Versteigerung eine goldene Nase verdient und wundert sich später, warum die Unternehmen nicht in die Digitalisierung investieren. Heute sind es dann die Pachtentgelte, die eine Kommune bekommt, oder die Ergebnisse aus der Versteigerung der Offshore Lizenzen für Windparks, die der Staat bekommt. Und später müssen dann die hohen Strompreise gegenüber den Endkunden subventioniert werden, damit sich der normale Bürger seinen Strom noch leisten kann.
Sollten wir nicht lieber die Flächen den Unternehmen kostenfrei zur Verfügung stellen und damit die Auflage verbinden, die Energie entsprechend günstiger anzubieten? Dann sparen wir uns zum einen viel prozessualen Aufwand und die Energiewende hat auch keinen faden Beigeschmack, weil sie hoch subventioniert wird. Dafür muss die Politik aber bereit seinen Erträge, die sie jetzt vereinnahmen könnte, als Investition in die Zukunft zu verlagern. Wird schwierig, wenn man nur auf die nächste Wiederwahl schielt…
Andreas Benz