Liebe S!Dizens,
letzte Woche habe ich die eWorld besucht. (Fast) Jedes Jahr wird meine Anreise von einem besonderen Ereignis begleitet. Während letztes Jahr eine Bombenentschärfung den Essener Hauptbahnhof von morgens bis abends lahmgelegt hatte, wurde ich dieses Jahr von einem ganztägigen Warnstreik im Nahverkehr überrascht. Glücklicherweise wurde ein Shuttlebus zur Messe angeboten. An der ausgeschilderten Haltestelle sah ich sehr, sehr viele Leute, aber leider keinen Bus. Also bin ich zu Fuß gelaufen. Das war eine gute Idee, da ich Essen bisher kaum kenne. Jetzt weiß ich: In Essen gibt es mehr als Bahnhof und Messe, der Weg dazwischen ist vielfältig und in Teilen schön.
Irgendwann bin ich dann tatsächlich bei der Messe angekommen. In diesem weekly möchte ich euch in einer kleinen Collage teilen, was mir von der eWorld 2025 im Gedächtnis hängen geblieben ist.
Gesamteindruck: Dieses Jahr wurde mal keine Hype-Welle gesurft, zum Glück. (Erinnert ihr euch etwa noch, wie besoffen alle vor ein paar Jahren von Blockchain waren?) Vielmehr ist mein hochgradig anekdotischer Vogelperspektiven-Eindruck: Das ganz konkrete Umsetzen und Abarbeiten steht bei den meisten Stadtwerken im Vordergrund.
Wärme: Konkretes Umsetzen betrifft zum Beispiel den schwierigen Übergang von der kommunalen Wärmeplanung in die mögliche Errichtung neuer Infrastrukturen. Dabei geht es u.a. um die Frage nach der Bepreisung von Wärme für Endkunden, Kommunikation, Investitionsentscheidungen, vielfältige Bausteine der Kapitalbeschaffung und das eigentliche Bauen. In diesem Feld haben große wie kleine Stadtwerke sehr ähnliche Herausforderungen. Später kommen in den Neuigkeiten zwei konkrete Beispiele aus Tettnang und Gotha.
Wer in diesen Themen Erfahrung und Knowhow hat, bitte gerne bei mir melden. Das wäre einen Take-over oder ein Interview im weekly wert!
Strom: „Dynamische Tarife“ verlieren ganz erheblich an Dynamik, wenn die konkreten Preise einige Zeit recht hoch sind. „Selbst letzte Nacht ist der Preis nicht unter 31ct/kwh gefallen!“ Gleichwohl sind sie nun Bestandteil des Angebots vieler Stadtwerke, andere beseitigen noch die letzten Hürden vor dem Roll-out. Wenn auch einige Stadtwerke sie nur extrem zögerlich vermarkten, haben sich nahezu alle Menschen, mit denen ich in Essen darüber gesprochen habe, privat für einen dynamischen Tarif entschieden.
Netz: Unter Projektentwicklern und Anlagenbetreibern ist die einhellige Meinung, dass es sehr viel Sinn macht, Umspannwerke mit Wind, Solar und Speichern stark zu überbauen, um die Infrastruktur besser zu nutzen. Netzbetreiber waren an diesem Punkt bisher zurückhaltend. Mit dem Gesetzespaket vom 31.1.25 ist tatsächlich das Thema in der endenden Legislaturperiode noch adressiert worden. Die Tür zur Überbauung hat sich geöffnet. Zwar gibt es in der Praxis noch viele kleine Hürden zu nehmen, aber ich bin mir sicher, dass sich dafür in Kürze am Markt Standards herausbilden werden und Überbauung in wenigen Jahren der Regelfall sein wird.
Spekulatives: Beliebtes Smalltalk Thema sind die Geschicke von Enpal und 1komma5. Viele empfinden deren konkrete Angebote verglichen mit lokalen Solarteuren als eher kostspielig. Klar, die offerierten Pakete sind nicht ganz vergleichbar. Gleichwohl habe ich einen neuen, interessanten Aspekt gehört, wie es dazu kommen könnte: Im Gegensatz zu Komponenten-Einkauf, IT-Entwicklung und Marketing habe das Installieren von Anlagen negative Skaleneffekte. Sprich: Es wird nicht billiger, wenn man mehr kleine Anlagen baut, sondern teurer. Ein möglicher Grund: Der Overhead. Teure Leads und viele Prozesse treiben die Kosten bei den Großen. Das lokale Handwerk profitiert von Inbound Calls und braucht dank Erfahrungswissen weniger Prozesse. Happy to discuss.