SIDweekly #058 – Komm‘ bitte nicht zu spät

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S!Dweekly #058

Gradually, then suddenly


Liebe S!Dizens,

Uli hat es letzte Woche im weekly zur Diskussion gestellt: Wir sind inmitten einer Transformation. Es ist natürlich ziemlich cool, sowas mal miterleben zu können. Oder auch nicht, weil man dabei möglicherweise auf der Strecke bleiben kann. Vielleicht erstmal ganz in Ruhe abwarten, denn:

ICH BIN EIN STADTWERK, da passiert alles immer 50 Jahre später.
(sehr frei nach Bismarck)

Doch, Vorsicht: Spoiler, irgendwann passiert es dann ja doch, liebes Stadtwerk. Die 50 Jahre sind angesichts der laufenden Transformation ein wenig irreführend. Schauen wir besser auf die nächsten zwei bis zehn Jahre.

People overestimate what will happen in the next two years and underestimate what will happen in ten.
(frei nach Bill Gates)

Auf einmal haben alle Leute ein Handy und benutzen es auch. Auf einmal verschwinden Tageszeitungen, Kabelfernsehen und Bankfilialen. Dein Nachbar gibt mit seinem neuen BYD Dolphin an. Du weißt selbstverständlich was tiktok ist. Der Klimawandel findet überall gleichzeitig statt, viel krasser als erwartet. Die Transformation kommt erst in kleinen Schritten und dann ist sie auf einmal überall. Ok, nun zurück zu Dir, mein Stadtwerk.

„How did you go bankrupt?' Two ways. Gradually, then suddenly.“
(exakt nach Ernest Hemingway)

S!Dizen Felix wollte in den letzten Wochen sein Haus elektrisch auf die Höhe der Zeit bringen: Solaranlage, Speicher, vielleicht eine Wärmepumpe. Deswegen hat er mit einem dieser frischen, agilen, kapitalstarken Akteure gesprochen. Das Ergebnis: Der Vertriebsprozess ist richtig, richtig gut, das Angebot auch. Die Erkenntnis: Liebes Stadtwerk, wenn Du bei Felix punkten möchtest, dann musst Du das genauso gut können. Das gleiche gilt bei den Stromprodukten: Ostrom, Tibber, Polarstern, Ocotpus und Co sind am Start. Es gibt noch viel mehr Akteure und Beispiele, aber der Punkt ist Dir sicher klar geworden.

Walk on with hope in your heart
(Gerry & The Pacemakers)

Nochmal Bill Gates. Der sagte nämlich auch, Leute überschätzen, was in zwei Jahren alles passieren wird. Deswegen heißt es, nicht gleich Bange machen lassen. Es ist noch Zeit zum Handeln. Die Frage ist: Mit welchem Geschäftsmodell willst Du in der kommenden Dekade am Start sein? Wofür hast Du Kompetenz und Kapital? Was kannst Du entschlossen umsetzen? Worin liegt Dein unfairer Wettbewerbsvorteil?

Die neuen Wettbewerber kochen übrigens nur mit Wasser. Sie haben meistens weder gute Ortskenntnis noch einen engen Draht zu Verwaltung und Politik. Die Vertriebsqualität schwankt. Die letzte Meile ist ihnen ein Graus. Darin liegt Deine Chance. 

Und das Beste: Felix hat noch nichts unterschrieben.

Was solltet ihr sonst noch wissen?

Kommune der Woche

Steyerberg gehört ganz weit oben auf die Liste der Kommunen, die bei der Wärmewende vorbildlich vorangegangen sind und sich bereits tief in der Umsetzung befinden. Dort ist das größte ländliche Fernwärmenetz in Norddeutschland entstanden, getragen von der lokalen Genossenschaft „BürgerEnergie Steyerberg- Fernwärme eG“. Großes Lob!

https://kommunal.de/kommunen-retter-der-waermewende-steyerberg-flensburg-kiel 

 

Stadtwerk der Woche

Eigentlich ist es keine große Neuigkeit, wenn eine Solaranlage in Betrieb genommen wird. Allein im Juli wurden 88.300 neue Anlagen registriert. Trotzdem finde ich es bemerkenswert, dass die Stadtwerke Wülfrath die größte kommunale Aufdachanlage in NRW fertiggestellt haben. Die Anlage soll eine Blaupause sein, also: Nachmachen!

https://sw.wuelfrath.de/landesweit-groesste-pv-aufdachanlage/

 

Podcast der Woche

Die Stadtwerke Pfaffenhofen an der Ilm (südlich von Ingolstadt, da wohnen 27.000 Menschen) wurden erst vor 10 Jahren (Zitat Bill Gates!) gegründet und sehen ihren Vorteil als umfänglicher Umsorger der Bürger Sie bewirtschaften große Teile der öffentlichen Infrastruktur: Wasser, Wärme, Strom, Nahverkehr, Parken, Bäder und sogar den Friedhof.  Vorstand Stefan Eisenmann berichtet im Podcast „Zukunftswissen.fm“ des Wuppertal Instituts.

https://wupperinst.org/a/wi/a/s/ad/8235

 

Veranstaltung der Woche

Wuppertal? Da war doch was… Genau: In Wuppertal findet am 20.9. doch die CIVI/CON23 statt. Dort geht es um die Digitalisierung der Daseinsfürsorge. Timo und Metti sind am Start und geben einen Workshop. Liebe SIDizens, eure Teilnahme ist weiterhin mit dem Gutscheincode SID24 sageundschreibe 24% günstiger.

https://www.civitasconnect.digital/civicon/ 

 

Europäisches Vorbild der Woche

Noch ein Beispiel, was in 10 Jahren alles erreicht werden kann: Am 2. Juli 2011 wurde Kopenhagen von einem schweren Sturm getroffen. 30% der Gebäude wurden beschädigt. Diese Katastrophe nahm die Stadt zum Anlass, den Klimawandel sehr ernst zu nehmen und die kommunale Infrastruktur ganz grundsätzlich anzupassen. Etwa eine Dekade später ist es geschafft: Die Stadt ist nicht nur besser auf zukünftige Extremwetterereignisse vorbereitet, sondern man kann auch wieder im Hafenbecken schwimmen. 

https://www.spiegel.de/deinspiegel/kopenhagen-wie-die-daenische-hauptstadt-zur-schwammstadt-wird-a-9b20a33a-520a-41ef-907d-e2d04de37d11

 

Über-den-Tellerand der Woche

Transformationen sind ganz grundsätzlich mit der sozialen Frage verwoben. Und auch im Sozialen gilt, dass es eine gute Idee ist, wissenschaftliche Erkenntnisse ernst zu nehmen und von Experimenten Dritter zu lernen. In Vancouver, Kanada, wurden im Rahmen einer Studie 50 Obdachlosen jeweils 7.500 $ zur freien Verfügung gestellt. Ergebnis: Die Leute gingen meist sehr weise mit dem Geld um, viele fanden dauerhaft Unterkunft. Der Staat spart durchschnittlich 8.277 $ pro Person an vermiedenen Unterbringungskosten. Unter dem Strich ein Reingewinn von 757 € pro Person und viele Menschen, deren Leben erheblich besser geworden ist.

https://www.linkedin.com/posts/rutger-bregman-a4368213b_a-canadian-study-gave-7500-to-homeless-activity-7104437618905346048-_p5-/

 

Traum der Woche

Vor langer, langer Zeit hatte ich im Kinderbecken des Freibades einen Traum: Alle „meine“ Orte sollen mit Wasserrutschen verbunden sein: Die Grundschule, der Sportplatz des FC09 Oberstedten, mein Zuhause, das meiner Freunde und so weiter. 

Wie geil es sein kann für ein Stadtwerk zu arbeiten, zeigt Julia Antoni aus Oberursel. Sie begleitet nämlich den Neubau von genau dem Kinderbecken, in dem ich geträumt habe. Falls die Sache mit den Wasserrutschen noch nicht zur Umsetzung kommt, hoffe ich zumindest auf den Erhalt der Prellballfelder am Rand der südöstlichen Liegewiese.

https://www.linkedin.com/posts/julia-antoni_freibad-saison-beendet-dass-ich-in-activity-7102344915266723840-6A_S/

 

Eskapismus der Woche

Zur Transformation gesellt sich der Kulturkampf. Es gibt großes Potential für „Autos zuerst“, „nur Verbrenner machen echte Energie“, „Schwenkgrill und Schweinebraten“, „Migration gleich Gefahr“ und sonstiges „Wirdmanjawohlnochsagendürfen“. Doof nur, dass die Wirklichkeit eine andere ist: Die Klimakatastrophe ist unübersehbar, die Wirtschaft auf Einwanderung angewiesen und der Fusionsreaktor kommt einfach nicht. Vielen ist das offenbar zu viel. Eine Studie legt nahe, dass sich ein großer Teil der Deutschen überfordert fühlt, der Politik misstraut, die Krise verdrängt und ins Private zurückzieht.

https://www.rheingold-marktforschung.de/gesellschaft/deutschland-auf-der-flucht-vor-der-wirklichkeit/
 

Datenpunkt der Woche

Wir Deutschen schaffen ohne Not als Sonderweg die Atomkraft ab, unsere Nachbarn in Europa wundern sich und tun das einzig richtige.  

https://twitter.com/LionHirth/status/1697504645873119678?s=20

 

Fossile der Woche

In meinem letzten weekly habe ich von der greenwashing Shell-Werbung in meinem digitalen Stream berichtet. Seitdem ist viel passiert, ein Strategiewechsel des Ölgiganten zeichnet sich ab. Shell hat sein Strom-Endkundengeschäft an Octopus verkauft und offenbar steht auch der Batteriehersteller Sonnen im Schaufenster. 

https://twitter.com/MegaWattXinfo/status/1699912571590000940

 

Tweet der Woche

Der Welt-Chef weist darauf hin, dass wir am Anfang einer globalen Katastrophe stehen. Aber wir können das Schlimmste noch verhindern. Word.

https://x.com/antonioguterres/status/1699408389934084169?s=48&t=EUBaPmHXm0LlcGan31898Q

 

Und mit diesem positiven Ausblick zum Schluss, wünsche ich euch einen produktiven Arbeitstag!

Euer Eike.

Eike kann eigentlich fast alles, aber leider nur ein bisschen. Deswegen freut er sich immens, mit vielen anderen tollen Menschen zusammen coole Dinge auf den Weg zu bringen

#ohneeuchistdoof

eike@sid.earth

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