SIDweekly #033 – … alles in Bewegung

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S!Dweekly #033

… alles in Bewegung


Liebe SIDizens,

als Büronachbar Eike mich vor einigen Wochen gefragt hat, ob ich Spaß an einem Newsletter-Takeover hätte, habe ich natürlich direkt zugesagt.  

Seitdem musste ich mich ungefähr 70 Mal über Volker Wissing aufregen. Zuletzt über die fast 2 Milliarden Euro, die sein Verkehrsministerium in die Erforschung von e-Fuels pumpen will, nur um nicht vom Mantra des klimaneutralen Verbrenners lassen zu müssen. Ich denke: 2 Milliarden Euro werden nicht reichen, um die Gesetze der Physik so weit zu beugen, dass sich die Lücke zwischen dem Wirkungsgrad von e-Fuels (20-30%) und E-Antrieb (70-80%) schließen lässt.

2 Milliarden Euro – was könnte Minister Wissing damit alles finanzieren! Mehr als ein Jahr Bundeszuschuss für das Deutschlandticket (oder einen niedrigeren Preis) zum Beispiel. Oder insgesamt zehn Millionen Tempo 30, 80 und 130-Schilder (kleiner Tipp: hier gerade im Angebot), um die verheerenden Klimabilanz seines Hauses zumindest etwas nachzubessern. 

Okay durchatmen und noch einmal von vorn: Wer bin ich überhaupt? Wie gesagt, ein Büronachbar von SID-Mitgründer Eike Dehning und – was mich für diesen Newsletter-Takeover noch mehr qualifiziert – Host des FUTURE MOVES-Podcasts, in dem ich jede Woche mit Vordenker*innen und Praktiker*innen der neuen Mobilität spreche. 

Naturgemäß gibt es dabei immer wieder große Schnittmengen mit den Themen, die die SID-Community umtreiben: Was man mit alten Parkhäusern macht, was neue können müssen, ob sich Mitfahrgelegenheiten in den ÖPNV integrieren lassen, wie Zürich aussähe, würde die Hälfte aller Straßen für Radverkehr reserviert oder welche Pläne Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks für die Hansestadt hat.

Auf der Suche nach neuen Gästen und Expertinnen stoße ich immer wieder auf Themen, die auch für euch, die Leser*innen dieses Newsletters Inspiration und/oder Denkanstöße liefern könnten. Darum: Sorry für den einleitenden Rant und zu den wirklich relevanten Themen. Los geht’s.

Das sind die Meldungen der Woche.
 

Wette der Woche 

Carsharing gilt als Großstadtthema. Nur dort lohnt sich das Businessmodell. Wenn überhaupt. Dass das so nicht stimmt, beweist der Anbieter Deer. Hervorgegangen aus einem Elektro-Carsharing-Versuchsballon der Stadtwerke Calw hat die Tochtergesellschaft der Energie Calw GmbH inzwischen über 10.000 Kund*innen und betreibt 250 feste Ladestationen in über 200 Kommunen im Dreieck Heidelberg, Villingen-Schwenningen und Göppingen. Nun zieht es Deer in die Mitte des Dreiecks – nach Stuttgart. Dieser Tage startet der eigentlich auf stationsbasiertes E-Carsharing in der Provinz spezialisierte Anbieter in der baden-württembergischen Landeshauptstadt eine 100 Fahrzeuge starke Free-Floating-Flotte. Ein Wagnis, denn auf dem Feld ist Share Now bereits mit 350 Autos aktiv und ebenfalls Mitte März ging Miles mit 150 Sharing-Fahrzeugen an den Start. Ich bin gespannt, wer das Rennen macht. Wäre doch schön, wenn der im Herzen kommunale Player Deer mit seiner Kombi aus festen Stationen im Umland und Free-Floating in der Metropole zur Blaupause für andere Städte wird. 

https://www.deer-carsharing.de

 

Fahrgast der Woche

Vor einiger Zeit hatte ich Bärbel Boy in meinem Podcast. Sie berät Kommunen, Verkehrsunternehmen und Verbünde und sagte zu mir: Der ÖPNV braucht Influencer. Also prominente Nutzer*innen, die man nicht in Bus und Bahn erwartet und die ihre Reichweite in den Dienst der Verkehrswende stecken. Es wird Bärbel freuen, dass ich neulich den Ex-Formel-1-Rennfahrer Sebastian Vettel in der Tram gesehen habe. Also nicht direkt, sondern in der Doku-Reihe „Wir können auch anders“ mit Bjarne Mädel und Anke Engelke. Für meinen Geschmack ein bisschen zu viele alberne Gags. Aber ja mei, wenn's hilft, die Botschaft der Verkehrswende unter das Autofahrervolk zu bringen. Und es würde mich freuen, bewegte Vettels Fahrgastauftritt ÖPNV-Entscheider*innen dazu, ihren lokalen Influencern mal ein Deutschlandticket zu spendieren.

https://www.ardmediathek.de/video/wir-koennen-auch-anders/besser-unterwegs-s01-e01/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE4MjQ5MjM
 

Arbeiten, wo andere Urlaub machen.


Genau das kannst du nun bei den Husumer Stadtwerken, wenn du möchtest. Die Stadt direkt am Meer sucht Unterstützung als Projektleiter*in (m/w/d) Erneuerbare Energien und Zukunftslösungen und Projektmanager*in (m/w/d) Elektromobilität und Energielösungen – also Strandsachen zusammensuchen und dann direkt bewerben.

https://www.stadtwerke-husum.de/unternehmen/karriere/

(Bezahlte Anzeige)

 

Freud und Leid der Woche

Zu den sehr wenigen erfreulichen Folgen der Corona-Pandemie gehört, dass die Stadt Mainz sich als Heimat des Impf-Innovators Biotech über sprudelnde Gewerbesteuer freuen darf. 65 Millionen Euro davon sollen nun im Rahmen eines „Frühjahrspakets“ in die Verbesserung des ÖPNV gesteckt werden. Wasserstoffbusse und neue Straßenbahnen werden beschafft, Schienen verlegt, Wlan in den Fahrzeugen installiert und ein digitales Fahrgastinformationssystem ausgebaut. Super! Aber auch: Alles kein Luxus. Wie es aussieht, wenn keine unerwarteten Mehreinnahmen bereitstehen, um die überfällige Modernisierung zu finanzieren, lässt sich beobachten, wenn man von Mainz mit der S8 nach Offenbach fährt. Dort wird aus Geldmangel gerade der Busverkehr zusammengestrichen und das kommunale Car- und Bikesharing-System eMobil abgewickelt.

https://www.stadtvonmorgen.de/mobilitaet/stadtmobilitaet-unterm-deckel-9027/

 

Preisschraube der Woche 

Eine Möglichkeit, den Bus-und-Bahn-Etat aufzupäppeln und zugleich die Verkehrswende auf kommunaler Ebene voranzubringen, könnten höhere Preise fürs Anwohnerparken sein. Obwohl seit 2020 eine freie Preisgestaltung möglich ist, haben bislang nur wenige Städte und Gemeinden davon wirklich Gebrauch gemacht – allen voran Freiburg, wo Fahrer*innen großer SUV nun 480 Euro im Jahr zahlen müssen. Doch nun kommt Bewegung in das Thema. Aktuell wird in vielen Städten an der Preisschraube gedreht.
Meine Heimatstadt Göttingen etwa erhöht bis 2026 Schrittweise auf 180 Euro. Andernorts ist man mutiger. Düsseldorf verlangt für Parkausweise in zentralen Lagen ab Oktober voraussichtlich 360 Euro und im benachbarten Köln kursiert gar die Summe von 600 Euro.

Ist das wirklich viel Geld? Ich finde, rund 50 Euro im Monat sollte einem die eigene Mobilität wert sein, würde das Geld aber anders anlegen.

 

 

Einweihung der Woche

„Endlich", seufzte es vergangene Woche in mir, als gelesen habe, dass in Berlin zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz auf einen Schlag 19 neue Abstellflächen für Leih-Scooter und Fahrräder eingerichtet worden sind. Ich wohne zwar längst nicht mehr dort, erinnere mich aber an den Hindernislauf durch den kunterbunten Mikromobilitätsfuhrpark, den Touristen in diesem Areal tagtäglich aufäufen. Eine Erwähnung in diesem Newsletter ist mir die Einweihung wert, weil ich der Pressemitteilung eine interessante Zahl entnommen habe: Jelbi bündele inzwischen über 90 Prozent aller Sharing-Fahrzeuge der Hauptstadt. Das ist wirklich ein gute Nachricht, denke ich. Denn für mich sind alle Anbieter übergreifende Plattformen der Schlüssel, das Multimodalität gelebte Praxis wird. Ebenfalls ein smarter Move: Wie die BVG die Einführung des Deutschlandtickets nutzt, um über einen 25-Euro Gutschein neue Kund*innen auf ihre Jelbi-Plattform zu locken.

https://www.bvg.de/de/deutschlandticket-jelbi

 

Podcast der Woche

Der Energiewende-Podcast enPower von Markus Fritz und Julius Wesche ist sowieso hörenswert. Aber die aktuelle Folge #83 lege ich allen besonders ans Herz. Darin geben die beiden unterstützt von Konstantin Krauß vom Fraunhofer ISI einen Überblick zum Thema Mobilitätswende. Zu hören bei bei Apple oder Spotify. Und wo wir beim Thema Podcast sind, eine Empfehlung in eigener Sache. Vor einiger Zeit habe ich mit Jannis Linke von der Uni St. Gallen über das Projekt „New Mobility Buddies“ gesprochen, das die Hochschule gemeinsam mit der Hamburger Kommunikationsagentur fischerAppelt initiiert hat. Die Fragestellung des Feldversuchs in mehreren Städten: Wie bewegt man Leute dazu, ihre Mobilitätsroutinen infrage zu stellen und zu ändern? Spoiler: Gar nicht leicht, lohnt sich aber. Details gibt es im Podcast mit Jannis, vor allem aber in der wissenschaftlichen Auswertung des Versuchs, die in den kommenden Tagen auf der Website der "New Mobility Buddies“-Projekt-Seite von fischerAppelt veröffentlicht wird:

https://www.fischerappelt.de/nachhaltigkeit/future-mobility-lab

Das war’s dann schon. Schon?

Okay, sollten meine „Meldungen“ etwas länger geworden sein als in diesem Newsletter üblich, schiebe ich das mal auf meine Déformation professionelle als Podcaster. Dort hat man bekanntlich mehr als genug Raum, sich und seine Themen auszubreiten. So oder so: Ich freue mich auf Feedback, Kritik, Anregungen und Vernetzung bei LinkedIn – und natürlich auch, wenn ihr meinen Podcast abonniert.


#alwaysontheroad

Christian
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