Liebe S!Dizens!
Hier ist wieder Felix, euer passiv-agressive Klimaberater mit Gigawatt-Phantasien. Ich hatte als Kind zwei Berufswünsche: Umweltpolizist (jemand, der mit Blaulicht zu Nachbarn fahren kann, die unerlaubt Müll im Garten verbrennen) oder Busfahrer. Aus Angst, keinen Praktikumsplatz in der Filmbranche zu bekommen (und aufgrund meiner Liebe zu großen Fahrzeugen) habe ich dann direkt nach dem Abi den LKW-Führerschein Klasse CE (40 Tonnen inkl. Anhänger) gemacht. Ich habe also die nötige SIDizen-Qualifikation für diese nützliche, Nutzfahrzeug-Sonderausgabe.
25x so viel Akkukapazität wie ein E-Golf von 2017 - wie soll das denn geladen werden und wo soll der Strom herkommen?
Ok, erstmal von vorne. In Deutschland gibt es mehr als 3 Mio. zugelassene LKWs. Viel mehr sind auf unseren Straßen unterwegs und brauchen Energie. Der Wasserstoff-LKW reiht sich gerade selbst in die Zombi-Technologie Ecke ein. Von kleinen LNG-Irrfahrten abgesehen werden also auch irgendwann alle LKWs und Busse batterie elektrisch unterwegs sein.
621 kWh Akku
Ladeleistung: 400 kW (CCS, PKW-Stecker)
Reichweite: 500 km
Das sind die Daten eines deutschen Serien-LKWs.
Und jetzt nehmt mal den Taschenrechner raus: Auf einem Rastplatz oder einem LKW-Depot stehen schnell mal 100 Fahrzeuge. Möchte ich die mit 400 kW laden, brauche ich 40.000 kW bereitgestellte Leistung. Spätestens da hat der örtliche Netzbetreiber die Gruppe verlassen.
Ok, ihr merkt: E-LKW Ladeinfrastruktur und Hochlauf der E-LKW Zulassungszahlen ist noch enger gekoppelt als es im PKW-Bereich der Fall ist. Selbst ein E-SUV mit 100 kWh Akku braucht an einer Haushaltssteckdose nur 33 Stunden, um von 0 auf 100% zu laden, um dann 500 km weit zu kommen. Der E-LKW würde für die gleiche Reichweite 207 Stunden brauchen, er wäre also nach 8,6 Tagen wieder bereit für die nächste Tour. In dieser Zeit wären die meisten LKW-Fahrer vermutlich schon in den Vorruhestand gewechselt. Und in den Supermärkten würden Nudeln und Klopapier mal wieder knapp.
Der Markt wird es regeln - denn ein 40-Tonnen-E-LKW wird in 10 Jahren mehr als 200.000 Euro pro Fahrzeug günstiger sein, als sein klimaschädlicher, stinkender und lauter Diesel-Kollege.*
*Bei entsprechend günstigen Ladestrom-Preisen. Und verfügbarer Ladeinfrastruktur. Und entsprechender Routenplanung. Schulung des Fahrers. Und der Synchronisierung von Fuhrparkumstellung und Ladeinfrastruktur-Aufbau.