Liebe S!Dizens, vor zehn Wochen habe ich hier berichtet, dass glücklicherweise noch reichlich Platz im Stromnetz und in den Umspannwerken sein könnte. Leider gibt es Hindernisse auf dem Weg dahin: Das Regelwerk ist bisher nicht bereit dafür, Netzbetreiber sind entsprechend zurückhaltend, Banken müssen überzeugt werden, und es müssen konkrete Pilotprojekte umgesetzt werden, quasi zur Beweisführung und als Vorlage. Da wir als S!Dizens im Team Zuversicht, Gemeinsam und Machen sind: Das hört sich nach einer spannenden Aufgabe an. Worum geht es nochmal? Bisher werden sowohl Netzverknüpfungspunkte und Netzkapazitäten nach der maximalen Erzeugungskapazität berechnet, also wenn der Wind tüchtig weht oder die Sonne knallt. Das führt dazu, dass das Umspannwerk eines Solarkraftwerks nur zu 10% ausgelastet ist, bei Wind sind es 30%. Und da bei uns fast immer entweder Sonne oder Wind ist, kann man laut einer BEE Studie viel mehr Kraftwerk an das gleiche Kabel hängen. Konkret zeigt die Studie, dass 250% Belegung (!) gut wären (Hälfte Wind, Hälfte Solar). Da Projektentwickler zunehmen damit konfrontiert sind, dass Netz „ab 2032 oder später“ zur Verfügung steht, ist Handlungsdruck entstanden. Konkret habe ich letzte Woche die Wind Energy in Hamburg besucht, um für ein Solarunternehmen zu sondieren, ob Windleute dazu ins Gespräch kommen wollen. Dafür muss man wissen, dass Wind- und Solarleute bisher erstaunlich wenig miteinander gesprochen haben. Untereinander übrigens auch nur hier und da, man ist ja permanent im Kampf um Flächen, Netz-Reservierungen und Kapital.
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Hier kommt auch die Brücke zur Stadtwerke-Welt: Alle haben die gleichen Probleme, zum Glück sind viele Lösungsbausteine bereits da. Aber es ist auch ein weiter Weg zu gehen. Gelingt es ungewohnterweise, kooperativ miteinander umzugehen? Kann man sich dafür transparent machen? Konkret muss man die Standorte und Kapazitäten der eigenen Umspannwerke (bei „meinen Leuten“ sind das über 80 Stück) offenlegen und sich in die Projektpipeline gucken lassen. Das fällt nicht leicht und ist auch nicht frei von Risiko. Meine Erfahrung letzte Woche war: Alle Gesprächspartner teilen die Einschätzung der Lage (Netz knapp) und sehen die Lösung (gemeinsame Nutzung von Netzinfrastruktur). Ob es funktioniert, ist in erster Linie eine Frage der Unternehmenskultur. Können innerhalb der Unternehmen genug Leute überzeugt werden, den ”Gemeinsam-Weg” mitzugehen? Wir werden es sehen, ich bin jedenfalls optimistisch und voller Tatendrang. Wenn es gut läuft, werden wir am Ende des Tages mit deutlich weniger Infrastruktur auskommen, Netzausbau vermeiden und nur halb so viel Umspannwerke brauchen wie gedacht. Am Ende der Energiewende, wenn Wärme und Mobilität elektrisch sind, werden wir in der Größenordnung 1000 GW Solar und 300 GW Wind installiert haben, die alle ans Netz müssen. Dazu kommen reichlich Speicher. Nachdem Torben letzte Woche generded hat, war das mein Nerd-Thema. Gemeinsame Netznutzung ist eine alte offene Rechnung. Tatsächlich haben wir schon 2012 versucht, an ein Umspannwerk einen Wind- und einen Solarpark anzuschließen. Das ist damals leider gescheitert. Nun stehen dort zwei Umspannwerke nebeneinander herum, das eine zu 70%, das andere zu 90% leer. Heute, 12 Jahre später, finde ich: Es wird Zeit, das zu ändern. Was war noch? |
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Kommune der Woche: Sprakebüll Mein allererster Arbeitstag in der Solarbranche im Sommer 2010 hat mich nach Sprakebüll geführt. Erster Termin: Ich habe am Küchentisch der Familie Andresen gesessen. Wir haben gegessen und über Solarprojekte gesprochen. Solar Andresen war damals der größte Kunde unserer Firma. Jetzt, fast 15 Jahre später, ist Sprakebüll in Nordfriesland eine Vorzeigekommune, hat die Energiewende durchgespielt, Mobilität ist elektrisch am Start und Geld spielt (fast) keine Rolle mehr: Allein die Windparks erwirtschaften den 270 Einwohnern jährlich 400.000 an Steuern. Chapeau! https://www.unendlich-viel-energie.de/projekte/sprakebuell Ministerium der Woche: BMWK Gerade schreibe ich noch, dass es regulatorisch nicht so leicht ist, Netzverknüpfungspunkte mehrfach zu nutzen, da lese ich: Das Wirtschaftsministerium hat das Thema in der Bearbeitung. Die Zeit ist reif und – mein Tipp – eher früher als später wird die „Überbauung“ nicht ungewöhnlich, sondern der Regelfall werden. https://www.energate-messenger.de/news/247679/bmwk-will-ueberbauung-ermoeglichen
Großstadt der Woche: Hamburg Alle zwei Wochen finde ich einen neuen Grund, Hamburg lobend zu erwähnen. Über die Re-Kommunalisierung von Netzen haben wir schon oft geschrieben. Hamburg hat in den Bereichen Strom und Wärme damit sehr gute Erfahrungen gemacht und geht jetzt auch beim Thema Glasfaser diesen Weg. Für knapp 100 Millionen plant die Stadt, die Hälfte von Willy.tel zu kaufen, um den Ausbau voranzutreiben. Da Hamburg eine Bilanz erstellt, werden wir in einigen Jahren sehen, ob sich auch diese Investition ausgezahlt hat. https://www.zfk.de/unternehmen/nachrichten/glasfaserausbau-stadt-hamburg-steigt-bei-willytel-ein
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Medienempfehlung der Woche: Cleantech Ing. Vor ein paar Wochen bin ich auf den Newsletter von Rico Grimm aufmerksam geworden. Ich mag, dass er Tiefe in den einzelnen Fachthemen erreicht, ohne zu nerdy zu werden. Breit, vielfältig, gut recherchiert und dokumentiert berichtet Rico von diversen Facetten der Energiewende. Schaut mal rein. https://cleanteching.beehiiv.com/
Datenquelle der Woche: flosm Immer wieder bin ich positiv überrascht, welche Informationen open source im Netz zugänglich sind. Bei „flosm“ gibt es zum Beispiel Stromnetze, ÖPNV, Verwaltungsgrenzen und Wassersport. Herz, was willst du mehr? https://www.flosm.org/de/
Chart der Woche: Bier vs. Strom Das Bier ist zu teuer! Der Strom ist zu teuer! Aber was ist eigentlich teurer? |
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Immer weiteratmen, viele Grüße, euer Eike Eike kann eigentlich fast alles, aber leider nur ein bisschen. Deswegen freut er sich immens, mit vielen anderen tollen Menschen zusammen coole Dinge auf den Weg zu bringen. #ohneeuchistdoof
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