Liebe S!Dizens,
mit gut aufgeladenem Akku bin ich wieder im weekly auf Sendung. Wir haben in den letzten Wochen zum ersten Mal seit sehr vielen Jahren wieder einen Roadtrip gemacht. Eine Erkenntnis ist, dass die Mobilitätswende an vielen Orten Europas gut vorangekommen ist. Konkret bedeutet das: Fußgängerzonen, Fahrradwege, Nahverkehr und aggressive Parkraumbewirtschaftung.
In Belgien beispielsweise fährt eine Straßenbahn die gesamte Küste entlang, es ist mit knapp 70 km die längste Linie der Welt. Das tut sie zwar schon lange, neu sind aber großflächige Fußgängerbereiche in erster und zweiter Reihe und eben teures Parken.
An der französischen Atlantikküste, konkret in Capbreton, kommen die coolen Surferinnen und Surfer mit dem Rad zu den Wellen. Großzügige Radwege, temporäre Fußgängerzonen plus eine gute Busverbindung und wiederum konsequente Parkraumbewirtschaftung führen dazu, dass Gäste und Einwohner zu Fuß, mit dem Rad oder dem Bus unterwegs sind.
In Lausanne wird an einer neuen Tramlinie gebaut und trotz der Hanglage scheinen die Leute mehr als früher zu Fuß, per Rad oder Roller unterwegs zu sein. Klar, das sind alles anekdotische Beispiele. Aber an diesen recht unterschiedlichen (und diversen weiteren) Orten ist die Aufenthaltsqualität signifikant gestiegen. Es lohnt sich, in die kommunale Infrastruktur zu investieren.
Eine zweite Erfahrung, die ich gerne teilen möchte, ist eine Selbstreflexion. Vor vier Wochen habe ich über meinen digitalen Urlaubs-Detox-Plan geschrieben. Ich kann berichten: Es hat funktioniert und mir sehr gutgetan. Konkret habe ich drei Wochen keinen Podcast gehört, (fast) keine Newsletter gelesen und Social Media auf ein Minimum beschränkt, etwa, um nach Restaurants oder Attraktionen zu schauen.
Was bedeutet das in Zahlen? Im Schnitt habe ich immer noch 75x am Tag (!) mein Handy angetippt. Das ist etwa halb so viel wie sonst. Ein Blick in die Datenerfassung meines Mobiltelefons verrät mir, dass der Löwenanteil dieser Interaktionen auf Google Maps, Mail, WhatsApp, Booking und WetterOnline zurückzuführen ist. Solange die Olympiade stattgefunden hat, war auch die Sportschau-App in den Top 5. Das Mobiltelefon war zwar im Urlaub ein unverzichtbares Werkzeug, aber deutlich weniger Quelle der Zerstreuung und sozialer Abkapselung. Job-bedingt wird es wieder mehr werden. Aber ich nehme mir vor, mein Digital-Verhalten bewusster zu gestalten.
Übrigens besteht kein Anlass zur Sorge. Die Wochen waren nicht vom analytischen Blick auf kommunale Infrastruktur geprägt. Wir haben tolle Orte gesehen, Leute getroffen und Erlebnisse gesammelt: Strand mit irre vielen Muscheln, Moules frites, Baden in Flüssen und Seen, mittelalterliche Städte, eine Tropfsteinhöhle, beeindruckende Gletscher (noch), Windsurfer im Hochgebirge.
Und wir haben im Meer gebadet. Alle zusammen, beim Sonnenuntergang.
Was möchte ich sonst noch mit euch teilen?