Liebe S!Dizens, diese Woche geht es um die gemeinsame Nutzung von Netzanschlusspunkten. Gleichzeitig geht es um Vertrauen und Transparenz. Transparenz fängt bei mir selbst an. Seit einigen Wochen arbeite ich im Auftrag eines Solarunternehmens daran, Partner für eine gemeinsame Nutzung von Netzanschlusspunkten von Solar- und Windparks zu finden. Das macht mich befangen, denn ich habe offensichtlich kommerzielle Interessen. Gleichzeitig lebt der S!D davon, dass wir offen aus der Mitte unserer eigenen Arbeit berichten. Also rein ins Thema.
Die Umstellung der Stromerzeugung auf Erneuerbare ist die große Erfolgsgeschichte der Energiewende. Im ersten Halbjahr 2024 sind bereits 65% der Stromerzeugung erneuerbar. Angesichts der fortschreitenden Elektrifizierung von Mobilität, Wärme und der sprunghaft steigenden Nachfrage von Rechenzentren brauchen wir aber noch viel, viel mehr Kraftwerke.
Ein Hindernis für mehr Kraftwerke ist zunehmend die erschöpfte Kapazität des Stromnetzes. Projektentwickler berichten, dass immer wieder Anschluss-Anfragen negativ beschieden oder auf lange Zeit verschoben werden. Dieses Problem besteht heute in einigen Netzbereichen. In naher Zukunft wird es überall auftreten. Es scheint klar: Ohne massiven Netzausbau stößt die Energiewende auf einen starken Widerstand.
Aber ist das Netz denn wirklich schon „voll“? Die Antwort: Nur manchmal. Die Berechnung der Netzkapazität orientiert sich an der maximal angefragten Leistung des geplanten Kraftwerks. Diese Leistung wird aber nicht permanent, sondern teilweise nur in wenigen Stunden des Jahres in Anspruch genommen. Bei der Prüfung von Netzanschlussanfragen werden zudem auch Projekte berücksichtigt, die eine Reservierung haben, also in der Warteschlange stehen. Das Stromnetz ist also auf dem Papier voller als in der physikalischen Wirklichkeit. Deswegen gibt es in einigen Netzbereichen ungenutztes Potential zu heben.
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Ein zweiter Aspekt neben der Logik der Netzberechnung ist, dass bei uns in aller Regel entweder Wind weht oder die Sonne scheint. Ich bin zum ersten Mal 2013 durch eine Masterarbeit am Reiner Lemoine Institut darauf aufmerksam geworden. Sie zeigte quasi nebenbei anlässlich der Frage, PV und Wind auf das gleiche Feld zu bauen, dass ein Ausbau des Stromnetzes bei Kombiparks nicht nötig sei. Das bedeutet: Solar- und Windparks können an die gleiche „Steckdose“. Nahezu verlustfrei kann die doppelte Kapazität angeschlossen werden. Auch die Kombination zweier Solarparks funktioniert mit ca. 170% Leistung ohne nennenswerte Verluste. Aber wenn das alles so einfach ist – warum machen wir es dann nicht jetzt schon? Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Zum einen mögen Netzbetreiber keine Experimente. Ihre Aufgabe ist, das Risiko zu minimieren. Projektentwickler sind sich traditionell im harten Wettbewerb um Flächen, Komponenten, Netzzugang begegnet. Transparenz und Kooperation waren bisher nicht deren Ding. Last but not least haben in Deutschland traditionell Wind und Solarbranche erstaunlich wenig miteinander zu tun. Zum Glück ändert sich das gerade. Eine Reihe Pilotprojekte haben gezeigt, dass die gemeinsame Nutzung von Netzanschlüssen gut funktioniert. Netzbetreiber können dadurch erheblich mehr Kraftwerke ans Netz bringen, ohne die Netze ausbauen zu müssen. Projektierer haben die Chance, scheinbar verlorene Projekte zu retten. Die Kosten für Umspannwerke können auf mehr Schultern verteilt werden. Alle gewinnen. Die gemeinsame Netznutzung wird aller Voraussicht nach in wenigen Jahren der Regelfall sein. Hierfür entsteht gerade jetzt ein Markt. Entweder durch arrangierte Dates zwischen Entwicklern oder Asset Managern, so wie ich es derzeit versuche. Oder durch Start-ups, die eine Art „Projekt-Tinder“ auf den Weg bringen. Und auch durch Netzbetreiber, die eigene regionale Plattformen starten. Die Grundlage für den Erfolg der Bemühungen ist dabei Vertrauen. Vertrauen kann nur langsam wachsen und schnell verspielt werden. Aber in Vertrauen investieren lohnt sich: Wir können einen Riesensprung vorwärts bei der Energiewende machen.
Sie ist weiterhin die größte Wertschöpfungschance unseres (Arbeit)Lebens. Und nun ganz ohne Pathos zu den News. |
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Digitalisierungserfolg der Woche: Der Smart-Meter Rollout Hier kommt der Nachschlag zum weekly von unserem Wärmewende-Experten Andreas. 2026 ist der Rollout abgeschlossen! Und zwar für digitale Wärmezähler. Derzeit ist die Quote bei 70%, begonnen hat die Branche Anfang der 2020er Jahre auf Impuls einer EU Richtlinie, die in die “FFVAV” (Fernwärme- oder Fernkälte-Verbrauchserfassungs- und -Abrechnungs-Verordnung) umgesetzt wurde. Allein der Messdienstleister ista tauscht monatlich 150.000 Zähler aus. Danke für den Hinweis Marcel Linnemann. Klar, Wärme ist nicht Strom, aber trotzdem: So wird das gemacht. https://www.linkedin.com/posts/marcel-linnemann-071b66227_rollout-waeurme-strom-activity-7219219272944816128-jSK6/
Preisverfall der Woche: Speicher Der steigende Anteil des Erneuerbaren Stroms in unseren Netzen erhöht zwangsläufig die Volatilität des Stromangebots und der damit verbundenen Preisspreads. Da trifft es sich gut, dass wir derzeit einen beeindruckenden Preisverfall bei Speichern erleben. In einem Jahr sind die Preise um 50% gefallen und liegen im Leitmarkt China bereits bei unter 100 €/kWh. Dieses Preisniveau wird früher oder später auch bei uns verfügbar sein. Das ist ein Treiber des Zubaus, der laut Bloomberg 2024 auf global 150 GWh (+60%) geschätzt wird. https://www.bloomberg.com/news/newsletters/2024-07-09/china-s-batteries-are-now-cheap-enough-to-power-huge-shifts Marktdaten der Woche: PV Zubauzahlen der Bundesnetzagentur Zu den Pionieren des norddeutschen Solarmarkts zählt die Firma EWS aus Handewitt. Dankenswerterweise bereiten die Kollegen regelmäßig die Zubauzahlen der Bundesnetzagentur auf. Das Bild ist gemischt. Die Gesamtmenge an neuer PV wächst erheblich, aber die Nachfrage nach kleinen und mittleren Anlagen ist seit einem Jahr rückläufig. Das erklärt unter anderem, warum Händler und Installateure aktuell so stark unter Druck sind. https://www.linkedin.com/posts/ews-gmbh-co-kg_energiewende-zubau-photovoltaik-activity-7219655605450350592-vehn/ Kommune der Woche: Menden Unter „Smart City“ fällt leider so manches Bullshit Bingo, das einer näheren Betrachtung nicht standhält. Dabei gibt es gerade im ländlichen Raum tolle Beispiele, wie die Digitalisierung voranschreitet, zum Beispiel im westfälischen Ahaus oder in Menden. Wenn das dann noch mit der Bereitschaft verbunden ist, die Erkenntnisse mit anderen zu teilen, dann ist es eine Erwähnung im weekly wert: Beste Grüße nach Südwestfalen! https://www.linkedin.com/posts/robin-eisbach-21763595_zukunftskommission-smartcity-saesdwestfalen-activity-7217904731879346177-TG0f/ Podcast der Woche: Bright Sides Anna und Metti erkunden im Bright Sides Podcast den volatilen Energiemarkt aus der lokalen Perspektive. Die Folge 4 ist hard stuff, es geht um Recht und Regulatorik und ist deswegen für alle, die jetzt noch gut fünf Monate haben, um einen dynamischen Tarif an den Start zu bringen, absolut relevant. Die anderen Folgen solltet ihr übrigens auch nachhören und zwar hier: https://brightsights.de/index Grafik der Woche: Captain Futura Der Sinn-fluencer unseres Vertrauens, Captain Futura, hat etwas zu sagen. Wir leiden nicht unter dem schlechten Sommer – wir sind vielmehr die, die Glück haben. |
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Game der Woche: Car Park Capital Bei Simulationen wie SimCity wird der wahre Platzbedarf für Autos aus ästhetischen Gründen unter den Teppich gekehrt. Car Park Capital geht in die entgegengesetzte Richtung, hier haben die Autos endlich angemessen Platz. Besonders schön: Man muss von den riesigen Parkplätzen ein Taxi nehmen, um ans eigentliche Ziel zu kommen. Jetzt könnt ihr euch registrieren, um zu den ersten Nutzern zu gehören. https://t3n.de/news/car-park-capital-stadt-parkplatz-1634494/ Regulierung der Woche: Großbritanniens Zuckersteuer Es ist nicht leicht, das Vereinigte Königreich für seine Politik zu loben, aber möglich. Seit 2018 gibt es in UK eine Zuckersteuer, und der Erfolg ist bemerkenswert. Inzwischen ist nur noch etwa halb so viel Zucker in Süßgetränken, in Summe wurden 45 Millionen Kilo weißes Puder eingespart. Es gibt auch keine Naschies mehr an der Supermarktkasse. Tatsächlich geht die Fettleibigkeit bei Kindern zurück. Können wir das auch? https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Softdrinks-im-Fokus-Neun-Bundeslaender-sind-fuer-Zuckersteuer,zuckersteuer106.html Geheimnis der Woche: Fanfest Hamburg Auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg war einen ganzen Monat lang Rudelgucken angesagt. Der Veranstalter verkündete nun stolz, dass über 600.000 Gäste gekommen seien, die u.a. 120.000 Bier getrunken haben. Leider, leider müsse man für kommende Veranstaltungen wegen den hohen Kosten über ein moderates Eintrittsgeld nachdenken. Ich sage: HALT, STOP! Da kommen 600.000 durstige Kehlen aus ganz Europa und ihr schafft es gerade mal denen 120.000 Bier zu verkaufen? Was ist mit euch los, Fanfest Hamburg? https://www.mopo.de/hamburg/120-000-bier-50-000-wuerste-die-fan-fest-bilanz-fuer-hamburg/ |
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Vielen Dank fürs Lesen, gerne teilen. Sharing is caring. Euer Eike Eike kann eigentlich fast alles, aber leider nur ein bisschen. Deswegen freut er sich immens, mit vielen anderen tollen Menschen zusammen coole Dinge auf den Weg zu bringen. #ohneeuchistdoof
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