SIDweekly #076 – EnPower To The People

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S!Dweekly #076


Liebe S!Dizens,

heute geht’s um Innovationen. Und dass ihr lernt, warum manche Technologien besser und manche schlechter angenommen werden. 

Die zentrale Frage ist: Woran hängt es, damit Technologien und Innovationen eigentlich im Markt erfolgreich sind? 

Innovationen entwickeln sich nicht im Vakuum. Ihr Erfolg ist abhängig von Gesetzen und Förderungen, Tech-Akzeptanz, der Fähigkeit, auf dem Arbeitsmarkt das richtige Talent zu finden, oder z.B. staatlich angereizter Nachfrage. Wäre Solar PV in den Nuller-Jahren so abgegangen, wenn es das EEG und damit eine orchestrierte Nachfragestimulierung nicht gegeben hätte? Wahrscheinlich nicht. 

Um zu verstehen, warum eine Technologie erfolgreich ist - oder eben nicht, wird in der Innovationstheorie von Technologischen Innovations-Systemen, kurz TIS, gesprochen. Das Innovationssystem-Konzept kann genutzt werden, um zu analysieren, warum eine Technologie besser oder eben schlechter im Markt angenommen wird. Das Konzept wurde 2007 substantiell von Prof. Marko Hekkert an der Universität Utrecht entwickelt. Marko und sein Team haben dabei herausgefunden, dass es sieben Kernprozesse gibt, die in jedem Innovationssystem gleich sind. Und je nachdem, ob diese Kernprozesse funktionieren, verkauft sich eine Technologie richtig gut oder eher gar nicht. Um welche sieben Prozesse handelt es sich? Lest weiter, um es herauszufinden. 

Wie ihr vielleicht gemerkt habt, ist das kein typischer Newsletter. Hier sind zwei andere Jungs am Drücker. Deswegen stellen wir uns kurz vor: Wir sind Julius Wesche und Markus Fritz, und sind Hosts des enPower Podcasts und im Hauptjob Wissenschaftler (Fraunhofer und NTNU). Vor Weihnachten hat uns Torben gefragt, ob wir auch mal einen Takeover machen wollen und genau das tun wir jetzt. 

Als los geht's mit den Kern-Prozessen, auch Funktionen genannt.

Funktion 1: Let’s get started - Unternehmerische Aktivitäten

Ohne Unternehmer*Innen keine erfolgreichen Technologien. Wenn wir auf Innovationssysteme schauen, braucht es also unternehmerische Aktivitäten. Sie verwandeln neues Wissen und Möglichkeiten in reale Innovationen. Ihre Experimentierfreudigkeit hilft, mit den Unsicherheiten in der Technologieentwicklung umzugehen, und beeinflusst, wie erfolgreich das gesamte System funktioniert. Aktuell scheint es in Deutschland ganz gut mit unternehmerischen Aktivitäten im Energiewendebereich bestellt zu sein. Denkt nur an 1Komma5, Enpal oder Ecoworks (wir hatten alle auch schon im Podcast). Und auch weltweit scheint Deutschland nicht schlecht aufgestellt zu sein. Laut Statista ist Deutschland das Land mit den drittmeisten Climate Tech Startups weltweit, nach den USA und UK. Glückwunsch. Also weitermachen!

Funktion 2: Lifelong learning - Wissensentwicklung

Lernen ist der Kern jedes Innovationsprozesses und essentiell für die Entwicklung neuer Technologien. Forschung und Entwicklung (F&E) sowie Wissensentwicklung sind daher grundlegende Bestandteile für jeden technologischen Erfolg. Wenn Wissensentwicklung nicht ausreichend in Firmen, Unis und Forschungsgesellschaften stattfindet, können Produkte und Technologien nicht weiterentwickelt werden. Und wir werden in den nächsten Jahren noch einiges an Wissensentwicklung brauchen, wenn wir an neue Trends und Technologien denken wie Offshore Wind, Carbon Capture, DACCS und BECCS

Funktion 3: Wissensaustausch 

Bei der Funktion "Wissensaustausch" geht's im Grunde darum, dass alle – von Forschern bis hin zu Vertretern der Regierung – sich treffen und Infos wie auf einer Party austauschen. Stellt euch F&E wie einen riesigen Informations-Jam vor, wo jeder seine neuesten Erkenntnisse und Trends teilt. Das Ziel? Alle bleiben auf dem Laufenden, und Ideen werden so hin und her geworfen, dass am Ende jeder was Neues lernt. Naja, und aus dem gleichen Grund treffen wir uns in der kommenden Woche ja auch alle auf dem Stadtwerke Impact Day in Lübeck.

Funktion 4: Alle an einem Strang - Guidance of Search

"Guidance of Search" ist wie das Steuern eines Schiffs durch die stürmische See der Technologie: Man wählt gezielt, wohin man segeln will, basierend darauf, was gerade am vielversprechendsten aussieht und was Gesellschaft, Markt und Regierung gerade am meisten brauchen. Es geht darum, den Kurs klug zu setzen, damit die begrenzten Ressourcen in die richtigen technologischen Entwicklungen fließen. Wenn es keine Guidance of Search gibt, geht alles durcheinander und es wird Steuergeld für gegenläufige Technologien ausgegeben. Denkt zum Beispiel an die Diskussionen um das GEG letztes Jahr oder noch früher an die gleichzeitige Förderung von Wärmepumpen und Gaskesseln. Da gab es keine echte Guidance of Search und wir sehen ja nun was es uns gebracht hat. 

Funktion 5: Let’s sell it - Marktbildung

Also, bei der Funktion "Marktbildung" geht's darum, dass neue Technologien oftmals noch zu teuer sind und erst mal nicht so richtig mit den alten, etablierten Technologien mithalten können. Man muss quasi eine Art Spielwiese für sie schaffen, wo sie in Ruhe wachsen und sich entwickeln können, ohne gleich vom alten Kram überrollt zu werden. Das kann man zum Beispiel durch Förderungen, spezielle Nischenmärkte oder Steuervorteile machen. In Deutschland wurde das z.B. mit Solar PV (EEG) durchgeführt, indem eine Prämie auf die KWh gezahlt wurde, und zack, plötzlich war das Zeug überall auf den Dächern. Oder kürzlich gab es ja den 4500 Euro Umweltbonus beim Kauf eines neuen E-Autos. Aber um wirklich Erfolg damit zu haben, müssen solche Initiativen länger durchgehalten werden. Naja, 2024 gibt's erstmal keine neue Förderung.

Funktion 6: Ressourcenbereitstellung

Bei der Funktion "Ressourcenbereitstellung" im Innovationssystem dreht sich alles darum, genug Kohle und kluge Köpfe zusammenzuholen, damit die ganze Innovationsparty überhaupt erst steigen kann. Stellt euch vor, es ist wie das Fundament für all die coolen Sachen, die danach kommen. Wenn's um eine spezielle Technologie geht, muss man sicherstellen, dass genug Ressourcen da sind, damit die Leute überhaupt was erforschen und entwickeln können. Und diese müssen auch erstmal da sein und genug bezahlt bekommen, damit sie überhaupt da bleiben wollen. Zum Beispiel laufen wir bei der Energiewende immer mehr in eine Arbeiterlosigkeit hinein. Es gibt einfach nicht genug Leute, die wissen wie die Millionen von Solar PV Systemen, Wind, CCS und anderen Systemen installiert werden können. Deswegen ist es wunderbar, dass es Initiativen wie “Ohne Hände keine Wende” (OHKW) gibt. Checkt die gerne mal ab und sagt uns, ob wir dazu mal eine Folge machen sollen. 

Funktion 7 Legitimität:  

Wir haben in Deutschland keine Kernkraft mehr. Warum? Weil die Technologie nach Katastrophen in Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima ihre Legitimität verloren hatte. Wenn Technologien also erfolgreich sein sollten, dann müssen sie Legitimität und Akzeptanz genießen. Ansonsten stoßen sie auf Widerstand. Um einer Technologie Legitimität zu verleihen, muss es Kümmerer vor Ort geben und es muss über sie aufgeklärt werden. Ziemlich genau aus diesem Grund haben wir vor fast vier Jahren enPower gegründet, um die Energiewende besser zu erklären. Ach ja, letzten Sonntag kam eine neue Folge raus: “Rising like a Phoenix? Energieversorger nach der Krise” mit den beiden Vorständen der Badenova. Wir würden uns freuen, wenn ihr reinhört. Und am übernächsten Sonntag gibt es dann die live Folge vom SID.

Innovationen sind der Treibstoff für die Energiwende

Indem wir die Kernprozesse eines Innovationssystems verstehen, können wir die Erfolgsfaktoren identifizieren und gezielt einsetzen. Deswegen hat euch der Newsletter hoffentlich ein bisschen was etwas gebracht! Lasst uns gemeinsam die Welt der Innovationen besser verstehen und die Energiewende vorantreiben. Seid dabei und bleibt immer am Puls! Wir sehen uns nächste Woche auf dem SID.

 

Julius und Markus

Julius und Markus sind leidenschaftliche Verfechter der Energiewende. Mit ihrem Podcast bringen sie seit 103 Folgen Wissen aus der Energiebranche zu den Menschen, um gemeinsam den Klimawandel zu bekämpfen. Ihre Zusammenarbeit am Fraunhofer ISI in Karlsruhe spiegelt ihre Hingabe und Expertise in diesem Bereich wider.

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