Wir machen das.
Liebe S!Dizens,
vom S!D24 bleibt mir der Talk mit dem Kieler Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer im Kopf. Vor zwei Wochen hatte ich von der herausfordernden Lage Kommunen berichtet, die eindrücklich in zwei Folgen des „Lage der Nation“ Podcast dargestellt wird. Hier kommt nun eine Art Ortsbericht dazu.
Kiel will mit Hilfe seines Stadtwerks klimaneutral werden. Klar. Die Wärmeplanung soll Ende des Jahres abgeschlossen sein. Es stellt sich die Frage: Was genau passiert dann? In Wärmenetze investieren? Welche Renditeerwartung muss bedient werden? Wie lange dauert der Bau? Haben dann alle schon Wärmepumpen? Kann man die Leute zum Anschluss zwingen? Was ist mit ungünstig gelegenen Gebäuden? …
An dem Beispiel Kieler Wärmenetze zeigt sich: Viele Fragen sind offen. Weder der finanzielle noch der rechtliche Rahmen sind klar. Ulf äußert die Hoffnung auf regulatorische Klarheit, weil „so kann ich nicht investieren“. Felix Rodenjohann hingegen glaubt nicht an neue Gesetzesrahmen: “Wir müssen damit leben, was wir haben.”
Klarheit gibt es, nur eben auf anderen Gebieten. Volker Quaschning hatte wenige Stunden vorher klargemacht, dass die Problemlage ebenso eindeutig wie überwältigend dringlich sei. Dazu legte er dar, dass die Physik klar vorgibt, welche Technologien gewinnen werden: Erneuerbare, Speicher, Wärmepumpen und elektrische Mobilität.
Wie das Marktumfeld der Stadtwerke aussieht und welche Geschäftspotenziale zu heben sind, hat Dr. Tim Meyer bereits am Vortag aufgezeigt. Nur zwei Schlaglichter: Uns steht eine exponentielle Umwälzung des Energiesystems noch bevor, angetrieben u.a. von Massenproduktion von Batterien und Solarenergie. Bei der Stromerzeugung sind 80% der Investitionen noch zu tätigen, bei den Speichern sogar 98%. Das Spiel beginnt erst.
Mit dem Umbau des Strommarktes steigt die Volatilität. Für Stadtwerke bedeutet das die Chance, bei diesem Umbau mit eigenen Solar- Wind oder Batterie Projekten dabei zu sein und dynamische Stromtarife anzubieten. Bevor 2025 die Pflicht kommt, schaut etwa mal nach Villingen-Schwenningen, denn die Kollegen sind bereits am Start.
Bemerkenswert finde ich auch Initiativen wie Civitas connect, ein Verein getragen von Kommunen und Stadtwerken, oder BO4E. Die Kollegen programmieren in einer Open Source Kultur und leisten damit Basisarbeit der Standardisierung, von der alle profitieren werden.
Thema Kultur. Mehrfach wurde gesagt: Sie sei entscheidend. Die Zukunft ist unsicher, aber eine Haltung hilft dabei, den Weg zu finden. Viele Gespräche zeigen mir, dass der Weg zu modernen Unternehmenskulturen möglicherweise weiter fortgeschritten ist, als ich bisher dachte (Grüße zum Beispiel an Energie Schwaben). Und auch da kann man sich einiges beim S!D abschauen: Vom Oberurseler Pommes Automat über David Sossna, der den Kreis Steinfurt digitalisiert und augenscheinlich gern davon berichtet, vom Strategieprozess in Verden bis zum Stand der Wärmeplanung in Lübeck von Katrin Krüger und Senator Lutger Hinsen.
Unser Ding ist ja „Inspirieren, Kopieren, Iterieren“. Nach und nach werden wir die Talks digital zur Verfügung stellen, damit ihr damit weiterarbeiten könnt. Wenn ihr jetzt direkt ein Intro zu konkreten S!Dizens braucht – wir kümmern uns gerne darum: Schreibt mich an.
Zum Schluss zurück zu Ulf nach Kiel. Trotz aller Unsicherheit: Die machen das. Sowohl ein Projekt mit Großwärmepumpen und auch Geothermie sind auf dem Weg. Abgeschaut wurden Technik und Finanzierungsmodell in der dänischen Partnerstadt Aarhus. Und jetzt könnt ihr Kiel kopieren.
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